Katalog ENTSCHEIDUNGEN
Anl. der Ausstellung Galerie Trapp
MIXED MEDIA
BASRELIEF-MALEREI
ZEILENBILDER
PAUL RAAS
Erschienen Jan. 2019
Auflage 100 Stk.
Entscheidungen
In den vegetativen Bildern spielt Paul Raas mit den abermillionen Entscheidungen, die Verästelungen entstehen lassen. Zur Inspiration dienen dem Künstler unter anderem Bäume, das menschliche Nervensystem, großskalige Strukturen der Galaxien im Universum und das Schwarmverhalten von Tier und Mensch. Paul Raas sucht in all diesen Dingen nach Kausalität und der Essenz der Entscheidungsprozesse und bringt diese auf den Bildträger – wie gewohnt im monochromen Farbraum mit schwarz, weiß, blau und zarten Farbakzenten und mit einer fast übernatürlichen Ästhetik.
So ist für Paul Raas jeder Baum ein (schützenswertes) Wunder, dessen Tiefe und Schönheit man noch mehr erkennt, wenn man versucht zu verstehen, wie und warum jeder einzelne Ast, jedes auch noch so kleine Ästlein, entstanden ist. Und wenn man sich die Frage stellt, wer aller an diesen „Entscheidungen“ beteiligt ist, wird einem klar, dass es das ganze Universum sein muss und man betritt unweigerlich das Feld der Metaphysik.
Ähnlich verhält es sich auch mit den Schwarmbildern, wobei sich hier mehr die Entscheidungen für das Zusammenleben (und -überleben) und soziale Prozesse zeigen. Paul Raas‘s Bildwelt nutzt hier nicht nur die Natur als Vorbild, sondern auch wissenschaftliche Schwarm-Simulationen. Es muss doch etwas Tieferliegendes bedeuten, wenn schon sehr einfache Computersimulationen zur Schwarmintelligenz etwas derart Ästhetische hervorbringen, wie wir es sonst nur in der Natur finden. Mit diesem Vorwissen geht Paul Raas, den schon Anton Gugg – langjähriger Leiter der Stadtgalerien Salzburg – als den zeitgemäßen Existenzdeuter beschrieb, an die Leinwand und setzt jedes Tier in komplexe Bezügen zu den anderen auf den Bildträger. Und nach ein paar Stunden malen ist er plötzlich da – der ganze Schwarm als Sinnbild des Zusammenlebens mit den unzähligen Bezügen und Zusammenhängen seiner Individuen. Das Ganze ist eben mehr als die Summe seiner Teile.
Etwas anders verhält es sich mit den Bergscheiben des Künstlers. Aber auch hier ist es das Nachdenken zum Gesehenen und dann Gemalten. Paul Raas versucht einen neuen Sinn in sich zu aktivieren. Dem Sinn der „visuellen Wahrnehmung von Gravitationsfeldern“. Er versucht, einen Berg als Masse, die das Gravitationsfeld und so auch die Zeit um sich verändert, wahrzunehmen. Diese Wahrnehmung sehen wir in seinen Bildern. Die Berge erscheinen mächtig und mystisch vor einem endlos tiefen Himmel. Jedes Bergbild entführt den Betrachter in eine Gefühlswelt, die sonst nur Planten, Sterne und schwarze Löcher kennen – ganz nahe am Ereignishorizont.